Geheimtipp für Piräus-Besucher: Schiffs-Oldtimer HELLAS LIBERTY
Nostalgie und Geschichte auf der SS HELLAS LIBERTY
Wer in Piräus anlandet, sei es auf einer Kreuzfahrt, sei es zur Weiterreise per Fähre, sollte versuchen, sich die Zeit zu nehmen, ein Stück Schifffahrtsgeschichte live zu erleben. Etwas abgelegen und zu erreichen über das Port Gate E2 liegt das Museumsschiff SS HELLAS LIBERTY. Dabei handelt es sich um einen der letzten verbliebenen Liberty-Frachter.
Geschichte der Liberty-Schiffe
Liberty-Schiffe wurden in den 1940er-Jahren im Rahmen des sogenannten Emergency Shipbuilding Program in den USA gebaut, um den hohen Verlusten in den Kriegsjahren zu begegnen. Auf Grund der einfachen Konstruktionsweise konnten diese Stückgutfrachter schnell und in hoher Stückzahl gebaut werden. Die gigantische Stückzahl von 2.720 Schiffen wurde innerhalb von 4 Jahren produziert. Eine solche Taktzahl für Schiffsneubauten einer Serie innerhalb so geringer Zeit konnte selbst bis in die heutige Zeit nie wieder erreicht werden. Nicht nur bestehende Werften beteiligten sich seinerzeit an dem Schiffbauprogramm, es wurden sogar 18 neue Werften gegründet, um ausschließlich diesen Schiffstyp zu bauen.
Drei Museumsschiffe der Liberty-Klasse
Eines der ganz wenigen Schiffe, die bis heute erhalten geblieben sind, ist die SS HELLAS LIBERTY, erbaut als ARTHUR M. HUDDLE. Das Schiff ist 2008 von den Griechen erworben worden und ab 2009 in Griechenland restauriert worden. Seit Sommer 2010 liegt der Frachter als Museumsschiff in Piräus und soll damit an die 98 Liberty-Schiffe erinnern, die nach Kriegsende den Grundstock für die griechische Handelsflotte bildeten. Zwei weitere Liberty-Schiffe sind in den USA als Museumsschiffe erhalten worden: die JEREMIAH O‘ BRIAN in San Francisco sowie die JOHN W. BROWN in Baltimore.
Ein paar Fakten
Die SS HELLAS LIBERTY ist ein Schiff mit etwa 14.000 Tonnen Verdrängung. Es hat eine Länge von 134,60 Metern, eine Breite von 17,33 Metern und einen Tiefgang von 8,46 Metern. Es handelt sich um einen Tweendecker mit 5 Laderäumen sowie 10 Ladebäumen. 10 Knoten Fahrt konnte das Schiff machen.
Besuch an Bord
Wer den Weg zur SS HELLAS LIBERTY findet, kann sich ganz in Ruhe an Bord umsehen. Besucher-Ansturm ist eher nicht zu erwarten. Dagegen ist die Wahrscheinlichkeit, dass man sich das Schiff allein ansehen kann, sehr groß. Wenn man die Gangway hinaufgeht, macht ein Hund am oberen Ende der Gangway den „Wachhabenden“ auf einen herannahenden Besucher aufmerksam. Keine Angst: der Hund ist lieb! Kurze Begrüßung durch den Griechen an Bord. Eine Kasse gibt es nicht: Der Eintritt ist frei!
An Bord erwartet den Besucher pure Seefahrt-Nostalgie. Man kann sich so gut wie alles auf eigene Faust ansehen: von den Laderäumen, über die Mannschaftsunterkünfte bis zur Kommandobrücke. Manch einer mag staunen, wie einfach und spartanisch damals die Brücke ausgestattet war. Auf keinen Fall verpassen sollte man einen Rundgang über die Außendecks. Als Besucher kann man die alten Ladebäume, die Winden und die Lukendeckel bestaunen. Ein wenig Vorsicht sollte beim Herumkraxeln über die Außendecks jedoch walten lassen. Von der Brückennock sowie vom oberen Deck am Schornstein kann man sich einen guten Überblick verschaffen.
Wer als Kreuzfahrer oder Fähr-Tourist mit dem Schiff in Piräus eintrifft, kann die HELLAS LIBERTY gut sehen, wenn er drauf achtet! Auffällig ist das Schiff nicht unter all den großen und modernen Schiffen im Hafen von Piräus. Ein Besuch auf der SS HELLAS LIBERTY ist wirklich interessant und empfehlenswert, auch für Kreuzfahrt-Touristen. Man bekommt ein Gespür dafür, wie Schifffahrt vor 70 Jahren aussah.