ZAANDAM: Ende der Odyssee

ZAANDAM

Die Irrfahrt der ZAANDAM und ihres Begleitschiffs ROTTERDAM (wir berichteten) endete am 2. April 2020. Am späten Abend um 22:30 bzw. 23:20 Uhr Ortszeit machten die beiden Schiffe in Fort Lauderdale in Miami fest.

Die meisten der insgesamt etwa 2.500 Passagiere werden innerhalb der nächsten Tage nach Hause geflogen. Einige Passagiere benötigten medizinische Behandlung. 45 Passagiere sind nicht transportfähig und sollen bis zu ihrer Genesung isoliert auf ihren Kabinen an Bord bleiben. Weniger als 10 Passagiere benötigte dringende medizinische Hilfe, für die sie in Krankenhäuser an Land gebracht wurden.

Die deutschen Passagiere wurden zunächst auf der ROTTERDAM untergebracht.

Floridas Gouverneur, der das Anlegen der Schiffe zunächst verweigert hatte, hat die Coast Guard angewiesen,  bei der Ausschiffungsaktion zu unterstützen.

Cruise Liner ZAANDAM: end of the odyssey

The odyssey of M/V ZAANDAM and its escort ship ROTTERDAM (we reported) ended on April 2, 2020. In the late evening at 10:30 p.m. and 11:20 p.m. local time, the two ships moored in Fort Lauderdale, Miami.

Most of the approximately 2,500 passengers will be airlifted home within the next few days. Some passengers needed medical treatment. 45 passengers are not transportable and should remain isolated on board in their cabins until their recovery. Less than 10 passengers needed urgent medical assistance for which they were brought ashore to hospitals.

The German passengers were initially accommodated on the ROTTERDAM.

Florida’s governor, who initially refused to have the two ships moored, has instructed the Coast Guard to assist with the disembarkation operation.

Cover photo (adopted) : Draceane / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)

Präsident von Holland America Line appelliert an die Menschlichkeit

Holland America Line - President Orlando Ashford

Orlando Ashford, Präsident von Holland America Line, zeigt sich in einem Blog-Beitrag tief enttäuscht vom Handeln der Behörden mehrerer Länder.

Angesichts der Tragödie um das Kreuzfahrtschiff ZAANDAM sieht er sich nach eigenen Wort mit einem „Nicht mein Problem“-Syndrom konfrontiert. Die internationale Gemeinschaft, normalerweise konsequent großzügig und hilfsbereit angesichts menschlichen Leidens, habe gegenüber den Menschen auf der ZAANDAM gemauert. Holland America Lines waren daher gezwungen, selbst nach unkonventionellen Lösungen für die Menschen an Bord zu suchen. Dazu wurde der ZAANDAM das Schwesterschiff ROTTERDAM zu Hilfe geschickt, die Hilfsgüter übergeben hat und die ZAANDAM seither auf der Weiterreise begleitet.

Orlando Ashford weist in seinem Beitrag ausdrücklich darauf hin, dass weder Passagiere noch Crew Fehler gemacht hätten. Als die betreffenden Kreuzfahrten begannen, gab es in Nord- und Südamerika keinerlei Reisewarnungen. Innerhalb von nur wenigen Tagen hat sich die Situation geändert. Kreuzfahrtschiffe, die bisher in den Häfen gern gesehen waren, wurden und werden abgewiesen. Die Menschen auf den Schiffen werden sich selbst überlassen. Inzwischen sind 4 Menschen auf der ZAANDAM gestorben.

Mit Stand 30. März zeigten 76 Passagiere und 117 Besatzungsmitglieder Grippe-ähnliche Symptome, doch inzwischen sähe man einen Rückgang der Fallzahlen an Bord.

Mr. Ashford sieht in der Corona-Krise auch einen Test auf unsere Menschlichkeit. Er appelliert daran, wieder die Gesellschaft zu werden, nach der wir streben, eine Gesellschaft, in der die Nationen eine gemeinsame Verantwortung haben für diejenigen, die sich in einer Notlage befinden. Und er gibt zu bedenken, dass die Menschen an Bord der Schiffe auch einer von uns oder unseren Familien sein könnten.

Unterdessen hat die US Coast Guard gedroht, überhaupt keine kranken Passagiere mehr in Florida an Land lassen zu wollen. Die Schiffsführungen sollten sich stattdessen an die Staaten wenden, in denen die Schiffe registriert sind.

Im Falle der ZAANDAM und der ROTTERDAM wären das übrigens die Niederlande.

Stand 02. April 2020 lagen beide Schiffe vor der Küste vor Fort Lauderdale.

President of Holland America Line appealing to humanity

Disappointing statement by the US Coast Guard

Orlando Ashford, President of Holland America Line, is deeply disappointed in a blog post from the actions of the authorities in several countries.

In view of the tragedy surrounding the ZAANDAM cruise ship, he sees himself confronted with a “not my problem” syndrome. The international community, usually consistently generous and helpful in the face of human suffering, had walled towards the people on the ZAANDAM. Holland America Lines were therefore forced to look  on their own for unconventional solutions for the people on board. For this purpose, the sister ship ROTTERDAM was sent to ZAANDAM for help, which had handed over relief supplies and has since accompanied ZAANDAM on her onward voyage.

Orlando Ashford explicitly points out that neither passengers nor crew made any mistakes. When the cruises concerned began, there were no travel warnings in North and South America. The situation changed within a few days. Cruise ships that were previously welcomed in the ports have been and are being rejected. The people on the ships are left allone. In the meantime, 4 people have died on the ZAANDAM.

As of March 30, 76 passengers and 117 crew members showed flu-like symptoms, but meanwhile there was a decrease in the number of cases on board.

Mr. Ashford also sees the corona crisis as a test of our humanity. He appeals to become again the society we are striving for, a society in which the nations have a shared responsibility for those who are in a peril. And he points out that the people on board the ships could also be one of us or our families.

Meanwhile, the US Coast Guard has threatened not to accept any sick passengers in Florida at all. The ship’s command should instead contact the states in which the ships are registered.

In the case of ZAANDAM and ROTTERDAM, that would be the Netherlands.

As of April 2, 2020, both ships were off the coast of Fort Lauderdale.

Photo credit Orland Ashford:   JD Lasica/Cruiseable

Photo Credit Holland America Line: Gary Bembridge

Wie geht es weiter mit der ZAANDAM?

MS ZAANDAM

Die ZAANDAM, die seit einigen Wochen einen Hafen sucht, um ihre Passagiere auszuschiffen, hat den Panama-Kanal passiert. Die ROTTERDAM, die der ZAANDAM bereits Versorgungsgüter sowie medizinisches Personal übergeben hatte und einige gesunde Passagiere übernommen hatte, ist nicht wie ursprünglich geplant nach San Diego an der US-Westküste gefahren. Stattdessen haben ZAANDAM und ROTTERDAM den Panama-Kanal im Tandem passiert. Offensichtlich soll die ROTTERDAM auch weiterhin als Hilfs- und Versorgungsschiff fungieren, falls die Odyssey der ZAANDAM doch noch nicht zu Ende geht. Der vorgesehene Zielhafen Fort Lauderdale scheint inzwischen in Frage zu stehen (Stand 30.03.2020)

Weiterhin stellt sich die Frage, was mit den COVID-19-Test-Kits geschieht, die auf die ZAANDAM gebracht wurden. Die Tests werden für gewöhnlich in Labors von ausgebildeten Labor-Mitarbeitern ausgewertet. Schwer vorstellbar, dass dies an Bord der ZAANDAM geschieht.

What’s next with ZAANDAM?

Holland America Liner ZAANDAM, which has been looking for a port to disembark her passengers for several weeks, has meanwhile passed the Panama Canal. M/V ROTTERDAM, which ZAANDAM had already handed over supplies and medical staff and had taken over some healthy passengers, did not sail to San Diego on the US west coast as originally planned. Instead, ZAANDAM and ROTTERDAM passed the Panama Canal in tandem. Obviously, the ROTTERDAM should continue to function as an aid and supply ship if the ZAANDAM’s odyssey doesn’t end yet. The intended destination port of Fort Lauderdale now appears to be in question (as of March 30, 2020)

There is also the question of what happens to the COVID-19 test kits that have been brought onboard ZAANDAM. The tests are usually evaluated in laboratories by trained laboratory staff. It’s hard to imagine that this would happen on board the ZAANDAM.

Cover photo: Prayitno / Thank you for (12 millions +) view from Los Angeles, USA / CC BY (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)

Update zur ZAANDAM

ZAANDAM

Es ist das zweite Mal innerhalb von wenigen Tagen, dass Passagiere auf See von Kreuzfahrtschiff zu Kreuzfahrtschiff umsteigen.

Kürzlich berichteten wir über die ungewisse Lage der Menschen an Bord der ZAANDAM.

Inzwischen haben sich am 26. März die Holland America Liner ZAANDAM und ROTTERDAM vor der panamaischen Küste getroffen. Die ROTTERDAM hat medizinische Versorgungsgüter sowie medizinisches Personal an die ZAANDAM übergeben. Außerdem hat die ROTTERDAM einige der Passagiere von der ZAANDAM übernommen. Dabei durften nur Gäste umsteigen, die gesund waren. Dazu wurde ein Gesundheits-Screening vorgenommen. Vorrang hatten ältere Gäste über 70 Jahre sowie Passagiere der Innenkabinen.

Erkrankte Passagiere mussten auf der ZAANDAM bleiben ebenso wie diejenigen, die auf Grund direkten Kontakts zu den Erkrankten ebenfalls bereits in ihren Kabinen isoliert waren. Auch die Passagiere, die auf die ROTTERDAM umgestiegen sind, waren zuvor auf der ZAANDAM in ihren Kabinen in Quarantäne gewesen. Sie müssen auch auf der ROTTERDAM weiterhin in ihren Kabinen in Quarantäne bleiben, bis sie ausschiffen können.

Unterdessen wurden auf der ZAANDAM bereits einige Patienten auf COVID-19 getestet, bei zweien wurde dabei das Corona-Virus nachgewiesen. Wie Holland America Lines mitteilten, haben auf der ZAANDAM bereit 53 Passagiere (4%) sowie 85 Besatzungsmitglieder (14%) Grippe-ähnliche Symptome. 4 Ärzte und 4 Krankenschwestern sind nun an Bord. Leider sind bereits 4 Passagiere an Bord der ZAANDAM gestorben.

Die ZAANDAM hat mittlerweile die Genehmigung erhalten, den Panama-Kanal zu passieren. Sie soll dann zur Ausschiffung der Passagiere nach Fort Lauderdale fahren.

Update on the ZAANDAM

Passenger transfer at sea – Sad news from board.

It is the second time in a few days that passengers were transferred from cruise ship to cruise ship on the sea.

We recently reported about the uncertain situation of the people on board the ZAANDAM.

Meanwhile, on March 26, the Holland America Liners ZAANDAM and ROTTERDAM met off the Panamanian coast. The ROTTERDAM has transferred medical supplies and medical staff to the ZAANDAM. The ROTTERDAM has also taken over some of the passengers from the ZAANDAM. Only guests who were healthy were allowed to be transferred. A health screening was carried out before. Priority was given to older guests over the age of 70 and passengers in the interior cabins.

Sick passengers had to stay on the ZAANDAM as well as those who were already isolated in their cabins due to direct contact with the sick people. The passengers who were transerred to the ROTTERDAM had previously been in quarantine in their cabins on the ZAANDAM as well. They must continuosly remain in quarantine in their cabins on the ROTTERDAM until they can disembark.

In the meantime, some patients have already been tested for COVID-19 on the ZAANDAM, and two of them were found to have the corona virus. According to Holland America Lines, 53 passengers (4%) and 85 crew members (14%) have flu-like symptoms on the ZAANDAM. 4 doctors and 4 nurses are now on board. Unfortunately, 4 passengers have already died on board the ZAANDAM.

ZAANDAM has now received approval to cross the Panama Canal. She will then continue to Fort Lauderdale to disembark passengers.

Cover photo (adopted) : Draceane / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)

Das Schicksal der Menschen auf der ZAANDAM

ZAANDAM

Diverse Kreuzfahrtschiffe haben in den vergangenen Tagen und Wochen Irrfahrten auf Grund der Corona-Krise hinter sich. Aber immer noch nicht alle Schiffe haben ihre vorerst letzte Reise beenden können. Noch immer sind Kreuzfahrt-Passagiere unterwegs und müssen bangen, wie sie nach Hause kommen.

Beispielhaft berichten wir hier über das Schicksal der Passagiere und der Crew auf der ZAANDAM von Holland America Line.

Die Ausgangs-Lage: Kreuzfahrt rund um Südamerika

Die ZAANDAM hat Buenos Aires, Argentinien, am 7. März zu einer Kreuzfahrt rund um Südamerika verlassen. Das war noch vor der Entscheidung von Holland America Line, alle Kreuzfahrten für 30 Tage auszusetzen. Die Cruise sollte eigentlich am 21. März in San Antonio, Chile, enden. Am 14. März hat die ZAANDAM Punta Arenas in Chile, ganz im Süden des südamerikanischen Kontinents, angelaufen. Entgegen voriger Ankündigungen durften die Passagiere das Schiff dort aber nicht verlassen. Die Reise wurde fortgesetzt, nordgehend an der südamerikanischen Westküste.  Die ZAANDAM hat dann einige Tage in Valparaíso, nicht weit von der ursprünglichen Destination San Antonio, gelegen. Dort wurden Treibstoff und Lebensmittel an Bord genommen.

Neues Ziel: Florida

Man will nun mit der ZAANDAM Fort Lauderdale in Florida an der US-Ostküste anlaufen. Wohlgemerkt: Noch befindet sie sich vor der Westküste Südamerikas. Dabei scheint unklar, ob die ZAANDAM überhaupt eine Genehmigung für die Passage des Panama-Kanals bekommt. Falls nicht, muss nach anderen Lösungen gesucht werden, die Passagiere nach Hause zu bringen.

Die Lage an Bord

Derweil soll es wohl 42 Patienten mit Erkältungs- oder Grippe-Symptomen an Bord geben. Mangels COVID-19-Test-Kits an Bord konnte aber bisher niemand der Betroffenen auf Corona-Virus-Infektion getestet werden. Alle 1.243 Passagiere sollen nun in ihren Kabinen bleiben, ebenfalls alle nicht unbedingt benötigten Besatzungsmitglieder. Die Menschen sind also in ihren Kabinen „gefangen“, die Crew-Mitglieder dabei auch noch meist unten im Schiff, häufig ohne Tageslicht. Alle diejenigen, die Symptome haben, wurden isoliert, ebenso diejenigen, die direkten Kontakt mit ihnen hatten. Diejenigen Besatzungsmitglieder, die für den Betrieb des Schiffs benötigt werden, werden ebenfalls isoliert für die Zeit, in der sie nicht arbeiten.

Geplantes Schiffs-Rendezvous auf See

Dem Vernehmen nach soll inzwischen das Schwesterschiff ROTTERDAM ausgelaufen sein, um die ZAANDAM zu treffen und Versorgungsgüter zu übergeben, vor allem auch COVID-19-Test-Kits. Das Treffen der ROTTERDAM mit der ZAANDAM auf See soll am Abend des 26. März vor der Küste Panamas stattfinden.

The fate of the people on the ZAANDAM

The ROTTERDAM meets the ZAANDAM at sea

Various cruise ships had their odysseys in the past days and weeks due to the corona crisis. But still today not all ships were able to finish their last voyage for the time being. Many cruise passengers are still on the sea and have to worry about how to get home.

As an example, we report here on the fate of the passengers and the crew on the ZAANDAM from Holland America Line.

The starting point: cruise around South America

ZAANDAM left Buenos Aires, Argentina, on March 7th for a cruise around South America. That was before Holland America Line decided to suspend all cruises for 30 days. The cruise was supposed to end on March 21st in San Antonio, Chile. On March 14, the ZAANDAM called at Punta Arenas in Chile, in the very south of the South American continent. Contrary to previous announcements, the passengers were not allowed to leave the ship there. The voyage continued, going north on the South American west coast. ZAANDAM then spent a few days in Valparaíso, not far from the original destination of San Antonio. There fuel and food were taken on board.

New destination: Florida

Holland America Lines now intend to send the ZAANDAM to Fort Lauderdale in Florida on the US east coast. Mind you: It is still off the west coast of South America. It seems unclear yet whether ZAANDAM will get a permit for the passage of the Panama Canal at all. If not, other solutions must be sought to bring the passengers home.

The situation on board

Meanwhile, there are said to be 42 patients with cold or flu symptoms on board. Due to the lack of COVID-19 test kits on board, none of those affected could be tested for corona virus infection. All 1,243 passengers should now remain in their cabins, as well as all crew members who are not absolutely necessary. So people are “trapped” in their cabins, while crew members are mostly down in the ship, often without daylight. All those who had symptoms were isolated, as were those who had direct contact with them. Those crew members who are required to operate the ship are also isolated for the time they are not working.

Planned ship rendezvous at sea

According to reports, the sister ship ROTTERDAM has now left to meet ZAANDAM and to hand over supplies, especially COVID-19 test kits. The rendezvous between ROTTERDAM and ZAANDAM at sea is scheduled for the evening of March 26, off the coast of Panama.

Foto ZAANDAM in Ushuaia: Azurfrog / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)

Foto ZAANDAM: Barek / Public domain

Foto ROTTERDAM: Von kees torn – ROTTERDAM, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=50113448